Fontane und Bismarck - Eine Erzählung

Fontane und Bismarck - Eine Erzählung

Pfingstsonntag 1894: In Friedrichsruh, dem Bismarckschen Landsitz, besucht Theodor Fontane den Eisernen Kanzler und Reichsgründer. Zwei große Preußen treffen zusammen, plaudern beim Essen, philosophieren im Sachsenwald über Gott und die Welt und kommen natürlich auch auf Politik zu sprechen, über die der entlassene Bismarck einiges anzumerken hat.

Wer die Geschichte beim Wort nimmt, weiß, daß diese Begegnung nie stattgefunden hat. Dennoch: So hätte sich eine solche Zusammenkunft abspielen können. Und sie wäre nicht unproblematisch verlaufen. Denn das Thema »Fontane und Bismarck« hat es in sich und ist - wie wir wissen - »ein weites Feld«, auf dem es noch manches zu entdecken gibt.

Diese Geschichte, humorvoll und unkonventionell erzählt, beruht auf historischen Quellen und läßt zwei große Deutsche denken und aussprechen, was sie (meistens) tatsächlich gesagt haben, und dabei die damalige Zeit lebendig werden.

Liebermann erzählte mir, Bismarck verbringe seine Tage nur noch mit Schimpfen. Er freue sich über jeden Besuch, weil er dann gleich wieder loslegen und auf seiner Invectiven-Orgel ein neues Register ziehen könne. Immer gegen den Kaiser. Sein alter Diener soll neulich zu ihm gesagt haben: »Durchlaucht, ick will lieber en bisken raus gehn, daß ich es nich alles höre.«»Ja, geh nur; ich hab mich noch lange nicht ausgekollert.« Bei jedem andern würd ich drüber die Achseln zucken, aber zu Bismarck gehört es; es kleidet ihn.

Fontane am 19. März 1896 an seine Tochter Mete